Die Ära der Mesh WLAN Router ist angebrochen und wir testen den günstigsten: den Tenda Nova MW3 als Zweierset. Soviel sei verraten: mehr brauchts für viele wahrscheinlich gar nicht.

Tenda Nova MW3 Mesh WLAN

Pro

  • günstig
  • geringer Stromverbrauch
  • über ein großes Areal gleichmäßig schnelles WLAN
  • gute App

Contra

  • nur 100 Mbit Ports

 

Die günstige Mesh Alternative zur AirPort Extreme?

In der Kiste kommen wie versprochen zwei weiße Würfel und zwei passende Netzteile. Die beiden Gehäuse sind schön anzusehen und überraschend leicht. Außerdem besitzen sie keine Gummifüße, eine erste Eigenschaft des günstigen Preises von unter 90 Euro. Immerhin liegt noch ein Netzwerkkabel bei, mit dem man die Verbindung zum Modem herstellen kann. Auf der Rückseite haben beide Funkwürfel zwei 100 Mbit Ethernetports. Das nächste Zeichen dafür, dass wir es mit günstiger Technik zu tun haben. Ein Port kann dabei zur Anbindung ans Modem/Internetanschluß genutzt werden (beim ersten logischerweise zwingend, beim zweiten für besseren Durchsatz optional), der zweite stellt das Netz für ein zusätzliches kabelgebundenes Gerät bereit, ein Smart TV oder ein IP Telefon beispielsweise.


Jetzt höre ich schon die Gedanken: 100 Mbit Port an einem ac Router mit 867 Mbit, das mach doch gar keinen Sinn! Auf der ersten Blick vielleicht nicht. Die Frage ist jedoch die Zielstellung. Tenda hat sich zum Ziel gesetzt eine große Fläche mit stabilem WLAN abzudecken und nicht unbedingt das schnellste Netz zu liefern. Daher ist der Griff in die ac-Kiste sinvoll, obwohl das Internet nur mit maximal 100 Mbit ankommt. Fangen wir mit folgender Überlegung an: der n-WLAN Teil des Routers schafft auf dem Papier 300 Mbit/s. Das sind in der Praxis so um die 100 Mbit/s. Wäre also völlig ausreichend.

Allerdings nur, wenn man neben dem Router steht. Kommen ein oder zwei Wände dazwischen, so bricht die Datenrate stark ein. Um dennoch die annähernd 100 MBit/s auch bei Verlust über weitere Distanzen zu tragen, muss die WLAN Datenrate höher anfangen, damit sie auch bei Verlust noch genug Bandbreite übrig hat. Deshalb hat ein 867 Mbit/s Sendeteil durchaus Sinn. Denn auch dieser Wert ist ja erstmal theoretisch und liefert im Alltag üblicherweise so um die 400 Mbit/s, wovon dann erneut entsprechend viel in den Zwischenwänden hängen bleibt – aber hoffentlich genug übrig, um die anfänglichen 100 Mbit/s durchzureichen.

Richten wir aber zuerstmal den Router ein. Die dazugehöre App ist fehlerfrei auf Deutsch übersetzt, bietet gute Hilfestellung und läuft stabil. Das erwartet man nicht unbedingt bei dem aktuell günstigsten Mesh System auf dem Markt. Die App bietet eine Übersicht über die angschlossenen Mesh Knoten (in unserem Fall zwei, es dürfen aber auch dreimal so viele sein), die aktuellen Up- und Downloadraten sowie angeschlossene Geräte. Auch kann man darüber den Netzwerknamen und das Passwort ändern, das Gästenetzwerk einschalten. Praktisch: man kann das System sowohl als vollwertigen Router mit DHCP verwenden oder einfach im Bridgemodus betreiben, wenn man schon eine passende Infrastruktur hat. Selbst einen Kindermodus gibt es, mit dem sich die Internetzugangszeit begrenzen lässt.

Die App ist nicht perfekt, aber ganz weit vorne.

Was leider nicht geht ist die Wahl der Funkkanäle: das macht das System selbst und lässt sich da auch nicht reinreden. Ebenso ist eine Trennung zwischen dem vorhandenen 2,4 und und 5 GHz Sendemodul nicht möglich. Allerdings, und da hat Tenda schön mitgedacht, gibt es eine über die App zu aktivierende Smart-Assistent Funktion. Viele Smart Home Devices wie Funksteckdosen verstehen sich nur auf 2,4 GHz Netzwerke und sind verwirrt, wen ein Router auch gleichzeitig das 5 GHz Netzwerk anbietet. Der Smart Assistent nimmt darauf Rücksicht und stellt für 30 Minuten das 2,4 GHz Netzwerk exklusiv zur Verfügung. Sind die Smart Home Geräte erstmal verbunden, gibt es kein Problem.

Wir hatten das System so wie es war einfach mal angeschlossen und statt einer AirPort Extreme genutzt. Und was sollen wir sagen: es lief anstandslos. Keine Aussetzer, nix. Gefühlt war das Netz ein, zwei Räume weiter auch irgendwie angenehmer. Nicht brutal schnell aber man hatte das Gefühl es lief etwas runder. Da Gefühle bei Technik aber immer so eine Sache sind, wird natürlich nachgemessen: Mit iperf, einem 12″ MacBook mit ac WLAN sowie einem iPhone 7 mit ac. Alle beteiligten Geräte verwenden zwei Antennen, mehr ist also nicht herauszuholen. Hier seht Ihr die erste Messung direkt neben dem Tenda Nova MW3 und der AirPort Extreme.

Tenda Nova MW 3 nah
Apple AirPort Extreme nah

Es fällt sofort auf, dass das Tenda Nova MW3 System durch die 100 MBit Anbindung limitiert wird. Allerdings verwandelt es nahezu 100% der Kabelgeschwindigkeit auch in Funkwellen. Schauen wir uns mal an was passiert wenn wir nach zwei Räumen messen, wo wir den zweiten Meshwüfel aufgestellt haben um ein gleichmäßiges Netz zu erreichen: Man kann gut erkennen, dass so etwa 20 Prozent Performance verloren gehen, allerdings ist das Netz immer noch sehr stabil und bringt gute Datenraten. Zum Vergleich hier die Messerwerte, die von einer einzelnen AirPort Extreme noch ankommen (bei 5 GHz ac). Deren Messwerte decken sich mit dem Gefühl: manchmal gehts, machmal ist gar kein Netz vorhanden.

Tenda Nova MW 3 Mesh (5 und 2,4 GHz) zwei Räume weiter
Apple AirPort Extreme (5 GHz) zwei Räume weiter
Apple AirPort Extreme (2,4 GHz) zwei Räume weiter

Fairerweise haben wir auch nochmal mit dem 2,4 GHz Netz gemessen, dass bessere Durchdringung von Bausubstanz bietet, aber auch da liegt die Datenrate der AirPort Extreme deutlich unter der des Nova MW3 Systems. Zwischenfazit: die Datenrate liegt beim Tenda System zwar anfangs deutlich unter dem der Airport (ca. 10 MByte/s vs. 60 MByte/s), allerdings hält das Meshsystem den Durchsatz sehr ausdauernd zwischen 7 und 10 MByte/s. Mit zunehmender Entfernung sinkend, selbstverständlich, aber in unserem Fall nach zwei Wänden wesentlich besser als die AirPort Extreme. Noch überraschender: Schaltet man den zweiten Würfel zur Reichweitenerhöhung ab, kamen im zweiten Raum bei uns immer noch sehr gute Datenraten an, viel bessere als mit der AirPort. Die Technik hat sich anscheinend sehr weiterentwickelt.

Nun stellt sich natürlich die Frage: Der Ethernetport ist nur für 100 Mbit/s tauglich, aber das ac Modul müsste doch wohl mehr schaffen, wenn man im Funknetz bleibt (beim Mesh System beide Geräte am ersten Knoten) und von einem ac Gerät zum anderen kopiert? Wir testen zwischen 12″ MacBook und iPhone 7 und siehe da, das Funknetzwerk erfüllt die Erwartungen und liefert zwischen den beiden Geräten über 20 MB/s, hat also eine Bandbreite von in der Praxis erwartbaren 400 Mbit/s (die sich beide Geräte teilen). Zum Vergleich die gleiche Messung mit der AirPort Extreme: diese ist etwas schneller. Dennoch kann sich das Nova MW3 sehr gut behaupten.

ac Gerät auf ac Gerät am ersten Meshknotenpunkt des Nova MW3
ac Gerät auf ac Gerät an der AirPort Extreme

Jetzt noch abschließend aus Interesse zwei Messungen, bei denen die Geräte nicht am ersten Mesh Knoten hängen, sondern eins am ersten und eins am zweiten sowie beide am zweiten. Man sieht, dass die Datenrate sich verringert, wenn zwischen den Knotenpunkten kopiert werden muss. Dennoch sind die Datenraten ausreichend gut. Im zweiten Fall steigen die Raten wieder an, da sich beide Geräte an einem Funkmodul befinden und das Umkopieren entfällt, dennoch ist es insgesamt etwas langsamer als am Hauptknotenpunkt.

ac Gerät Mesh Knotenpunkt 1 an ac Gerät Mesh Kontenpunkt 2
ac Gerät an ac Gerät beide an Mesh Knotenpunkt 2

 

Fazit: Das Tenda Nova MW3 Mesh WLAN ist ein Preistipp mit guter Leistung.

Es überrascht, dass das günstige System es in wesentlichen Eigenschaften mit der AirPort Extreme aufnehmen kann und bei im Alltag wichtigen Funktionen sogar besser ist: der flächendeckenden Bereitstellung von 7 bis 10 MByte egal wo man sich aufhält. Damit ist eins klar: wer nicht häufig große Datenraten übers Funknetz verschiebt (große Backups beispielsweise) und hauptsächlich Internet bis zu 100 Mbit/s verteilen will, ist mit den Tenda Nova MW3 Würfeln mehr als gut bedient. Der Stromverbrauch von 3,5 Watt pro Würfel und das ein bißchen an die Elbphilharmonie erinnernde Design erfreuen dabei noch Umweltgewissen und den Sinn für Ästhetik.

Die Einrichtung ist überraschend einfach, die App hervorragend und die Stabilität sehr gut. Wir haben einen beiliegenden Informationszettel gefunden, der auf die GNU hinweist, also die Lizenz offene Software zu nutzen. Anscheinend basiert das Betriebssystem des Tenda Mesh Netzwerks auf einer bekannten Router Software. Das ist sehr positiv zu bewerten, sind doch diese Distributionen in der Regel ausgereift und stabil.

Endlich “überall WLAN”.

Was fehlt sind ausgereiftere Routerfunktionen. Aber das kann man den beiden Würfeln bei diesem Preis nun wirklich nicht anlasten. Wer diese beiden (oder noch mehr) Meshknotenpunkte nur als Access Points nutze will und sie daher als Bridge einrichtet, kann alles andere dann im eigentlichen Router, vielleicht mit eingebautem Modem, einstellen. Die Leistung ist für Streaming mächtig genug: Wir konnten auf vier Geräten Livestreams gucken und es gab keine Probleme.

Unterm Stich bleibt also festzuhalten: Ein überraschend stabil laufendes und einfach einzurichtendes System, das für den günstigen Preis eine Performance liefert, die für viele Internetstreamer schlicht völlig ausreichend ist.

Aktuell gibt es bei Amazon das Zweierpack für knapp 90 Euro. Seid Ihr begeistert von der guten Abstimmung des Systems aber wollt dennoch mehr Durchsatz: greift zum großen Bruder. Das Tenda Nova MW6 kommt mit Gigabit Ports und liefert damit höhere Werte und ist erste Wahl, wenn Ihr viel übers Funknetzwerk kopiert.

Wie üblich empfehlen wir auch hier die Modems von DrayTek (Vigor 130, Vigor 2760) und Zyxel. Wer umfangreiche Einstellungen sucht und dennoch ein sehr günstiges Meshsystem aufbauen möchte, kommt mit der Kombination aus Zyxel und Nova MW3 sehr gut weg – und liegt am Ende preislich bei dem, was eine einzige AirPort Extreme mal gekostet hat.

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