Es gibt viele Länder, in denen bei der Meinungsäußerung die Zensur noch an der Tagesordnung ist und man sich besser nicht mit einer eigenen Meinung im Internet erwischen lassen sollte. Aber auch Länder, in denen eine freie Meinung möglich ist, verfolgen Whistleblower, wenn diese eine komplette Überwachung des Staates offenlegen, siehe Edward Snowden.
Aber Ihr müsst nicht gleich der Staatsfeind einer Demokratie werden, in dem Ihr diese verteidigen möchtet. Es reicht vielleicht schon, wenn Ihr eine chronische Krankheit habt und nicht möchtet, dass all Eure Suchanfragen von Google protokolliert und vielleicht in zehn Jahren an Eure Krankenversicherung verkauft werden.
Anonym surfen an jedem Computer mit Tor Tails auf dem USB-Stick
Es gibt also für viele Menschen auf der Welt genügend Gründe, seine Internetaktivitäten zu verstecken. Die einfachste Variante wäre auch für Mac User, den Tor Browser zu nutzen. Dieser leitet den Internettraffic über drei andere Rechner, so dass Eure eigene IP nicht mehr bekannt ist. Die Daten werden im Prinzip so lange durchgereicht, bis sich kein Computer mehr an den Ursprung erinnern kann. Die Anwendung ist extrem simpel: Den Tor Browser (der auf Firefox basiert) öffnen und los surfen. Dabei gilt es sich an die hier erklärten Regeln zu halten – es bringt natürlich nichts, wenn Ihr über Tor surft und Euch dann bei Google anmeldet. Aber für ein paar anonyme Anfragen im Netz ist der Browser extrem hilfreich.
Wichtig ist bei der Benutzung des Tor Browsers zu wissen, dass es keine 100% Sicherheit geben kann. Gerade wenn Ihr Euren normalen Rechner mit dem Tor Browser verwendet kann es immer sein, dass ein anderes Programm auf Eurem Rechner Eure IP verrät. So sind die Anfragen per Browser zwar anonym, aber alles andere lässt sich auf Euren Anschluß zurückverfolgen. Wenn also tatsächlich Eure Zukunft, Eure Gesundheit oder gar Euer Leben davon abhängt nicht erkannt zu werden, dann solltet Ihr einen Schritt weiter gehen und Tails als Betriebssystem auf einem USB Stick nutzen. Dieses basiert auf Debian GNU/Linux und ist so ausgelegt, dass tatsächlich kein Programm Eure IP herausplaudert. Alles läuft strikt übers Tor Netzwerk (erneut der Hinweis, dass ein großer Teil der Anonymität über Eure Handlungsweise hergestellt wird!).
Anonym Surfen How to: Einfach Tails auf den USB-Stick ziehen
Wer jetzt meint das ist alles super kompliziert, dem sei gesagt: ach was. Ihr müsst nur zwei Sachen runterladen und einen USB-Stick zur Hand haben. Wenn Ihr dann noch die alt-Taste auf Eurem Mac (neben der Leertaste) findet, seid Ihr schon gut dabei. Los gehts!
Zuerst ladet Euch das Tails Betriebssystem herunter. Dieses ist etwas über ein Gigabyte groß. Dann ladet Ihr auch noch Etcher herunter. Das Programm dient einfach dazu die Tails Datei korrekt auf einen USB-Stick oder eine SD-Karte zu kopieren. Und das ist im Prinzip auch der gesamte nächste Schritt:
Steckt den USB-Stick an den Mac und öffnet Etcher. Wählt als Quelle die Tails.iso aus und als Ziel den USB-Stick (auf dem alle Daten gelöscht werden). Anschließend kopiert das Programm alle Daten auf den Stick. Simpel oder?
Anonym surfen mit Tor auf dem Mac
Nun schaltet Euren Mac aus und steckt den USB-Stick dran. Schaltet ihn ein und drückt sofort die alt-Taste. Der Mac listet jetzt alle Laufwerke, von denen er booten kann. Wählt den Stick aus (EFI-Boot) und startet das Tails Linux. Läuft alles glatt könnt Ihr es sofort nutzen und bedienen – und alle Daten laufen ohne irgendeine Konfiguration über das Tor Netzwerk.
Wichtig ist, dass Ihr es vor dem produktiven Einsatz mal testet, ob es überhaupt auf Eurem Mac läuft. Auf unserem 2009er MacBook Pro lief es super, ein 2011er iMac wollte es nicht starten, ein 2015er MacBook startete aber Tastatur und Trackpad gingen nicht. Also mal wieder eine gute Gelegenheit alte Hardware zum Einsatz zu bringen. Eine Liste etwaiger Probleme mit Macs findet Ihr auf der Tails Tipps Seite.
Aber Ihr braucht Euch nicht auf Euren Mac zu beschränken: im Prinzip könnt Ihr jeden Rechner nutzen, der einen USB-Port bereithält und es erlaubt davon zu booten. Da jedes Mal das System neu geladen wird und nur aus dem Arbeitsspeicher gearbeitet wird, sind all Eure Spuren gelöscht, wenn Ihr den Computer wieder ausschaltet (Ihr könnt aber Daten auf dem Stick speichern wenn Ihr wollt). Tails ist also im Konzept aufs Vergessen ausgelegt. Uns das ist ja fürs Internet mal eine gute Sache.