DAB+ Alternative Internetradio nachrüsten im Auto mit CarPlay

BMW Apple CarPlay iPhone

Wir zeichen Euch wie Ihr von analogem UKW Radioempfang auf Internetradio umstellt.

Ihr habt ein Auto, dass kein DAB+ Radio hat und möchtet eigentlich einen DAB+ Empfänger haben? Oder Ihr habt schon DAB+ und möchtet dennoch mehr Sender? Wir zeigen Euch, wie Ihr mit CarPlay den terrestrischen Zugriff auf Radiosender links liegen lasst und gleich auf tausende Internetradiosender umstellt.

iPhone CarPlay Qi Charger

Vorraussetzung dafür sind drei wesentliche Dinge: Euer iPhone, CarPlay im Auto und ein entsprechender Mobilfunkvertrag. Kombiniert Ihr diese Dinge schlau, habt Ihr eine immense Auswahl an Streamingsendern, die nicht Euer Mobilfunkvolumen sprengen und dazu noch einfach zu bedienen sind. Aber der Reihe nach.

Das hier gezeigte Beispiel nutzt iDrive in einem 1er BMW F40 mit einem iPhone X unter iOS 13.6.


1. Ein Fahrzeug mit CarPlay erspart Euch den DAB+ Empfänger

BMW verbaut wie viele andere Hersteller auch immer noch analoge Radios – für DAB+ werden hunderte Euros Aufpreis verlangt. Vielleicht habt Ihr das bei der Bestellung übersehen, das gebrauchte Auto kommt ohne diese Option oder Ihr wart einfach nicht bereit dafür extra zu zahlen – habt Ihr ein Navi mit Car Play an Bord habt Ihr das Problem im Prinzip jedoch schon gelöst.

CarPlay gibt es in zwei Ausführungen: Kabelgebunden und drahtlos. In der drahtlosen Variante solltet bei der hier vorgeschlagenen Nutzungsart aber darauf achten, dass das Fahrzeug auch eine drahtlose Ladeschale bereithält, da der Stromverbrauch beim dauerhaften Streamen aus dem mobilen Internet nicht unerheblich ist.

Aufgrund der mit CarPlay (oder auch Android Auto) verbundenen Flexibilität würden wir aktuell diese Schnittstelle in Autos für wichtiger erachten als DAB+ Radios. Diese werden jedoch durch ein Gesetz ab 2021 in Deutschland in Neuwagen dennoch Pflicht.


2. Radio-Apps bringen Euch jede Menge Radiosender

Die Flexibilität bringt Euch nämlich CarPlay und die Apps die Ihr auf dem iPhone installieren könnt. Diese lassen sich dann im Auto über die verbauten Controller bedienen (im genannten BWM per iDrive Controller oder Touchscreen). Nehmt Ihr hier nun eine passende Streaming bzw. Radio-App wie beispielsweise

so habt Ihr so ziemlich auf jeden existierenden Radiosender Zugriff. So sind mit DAB+ inzwischen auch hunderte Sender möglich, per Internetempfang geht diese Auswahl aber in die tausende – für jeden Spartengeschmack ist etwas dabei. Voraussetzung ist selbstverständlich, dass auch Internetempfang besteht. In Deutschland gibt es ja immer noch Gebiete, die nicht versorgt sind. Die Frage ist, ob da stattdessen DAB+ Empfang möglich wäre. Seid Ihr aber in einem Bereich unterwegs in dem Internetempfang besteht habt Ihr kein Problem. Falls Ihr eine Standardstrecke habt, die Ihr ständig fahrt, könnt Ihr das ja einfach mal vorher testen, bevor Ihr diese Lösung umsetzt.

DAB Alternative Internetradio

Was überraschend ist: Die Qualität des Streamings über das mobile Internet hört sich teilweise deutlich besser an als DAB+ Radiosender. Der Grund ist zum einen das Soundprocessing, dass von den Radiosendern vor der Ausstrahlung durchgeführt, zum zweiten, dass die Datenraten für private Radiosender teils unter 100 kbit/s liegen und es damit zu deutlichen Kompressionsartefaken kommt. Mit direkten Internetstreams bekommt Ihr also nicht nur mehr Auswahl sondern – je nach verwendeter Datenrate – auch eine bessere Qualität.

Wer sich für die Hintergründe interessiert kann sich hier mal eine Darstellung über die Erstellung eines DAB+ Signals anlesen und hier eine Stellungnahme zum DAB+ Standard des mp3 Erfinders Prof. Karlheinz Brandenburg.


3. Ein Mobilfunkvertrag mit Streamingflatrate hält die Kosten niedrig

Jetzt müssen natürlich die Radiodaten durchgängig gestreamt werden. Und das kann sich bei stundenlangen Fahrten natürlich ziemlich summieren. Am besten ist es, wenn Ihr Euch einen Vertrag sucht, der das für das Radio angefallene Internetvolumen nicht auf das eigentliche Surfvolumen anrechnet.

Vodafone Music Pass
Auswahl unterstützter Musik Apps bei Vodafones Music Pass

Ihr könnt sozusagen unbegrenzt Radio hören, ohne dass die anfallenden Gigabyte Daten angerechnet werden. In unserem Fall war das ein Vodafone-Vertrag mit Vodafone Music Pass. Alternativ könnt Ihr aber auch bei o2 einen unlimierteren Mobilfunkvertrag nutzen (mit etwas schlechterer Abdeckung). Auch die Telekom lässt Euch unbegrenzt Musik Streamen, dort heißt es StreamOn. Damit braucht Ihr Euch über den anfallenden Datenverbrauch keine Gedanken mehr zu machen, zudem könnt Ihr je nach Vertrag auch zwischen den einzelnen Streamingpässen monatlich wechseln (Radio, Video, Social Media etc.).


Ergebnis: Umstellung des Radioempfangs auf Internet

Im Prinzip vollzieht Ihr mit der oben genannten Anleitung, das, was technisch sowieso passiert. Vormals analoge Verbreitungswege werden digitalisiert und anschließend auch per Internet verbreitet.

iDrive CarPlay Radio App

Das ist auch beim Fernsehen passiert: es wurde es per DVB-T, -S und -C digital, nun kommt es per Entertain oder Zattoo auch einfach übers Netz. Ihr macht nichts anderes. Sollte also Euer Auto CarPlay bieten und nur Euer Mobilfunkvertrag eine kleine Anpassung benötigen, habt Ihr auch das letzte analoge Massenmedium hinter Euch gelassen – das klassische Radio.

Aktuell sind die unterstützten Apps, die von Euren Providern nicht auf den Datenverbrauch angerechnet werden schon sehr umfangreich. Einige, wie beispielsweise radio.de, sind jedoch noch nicht abgedeckt. Ihr müsst aber einfach Eure Lieblingsapps mit Eurem Vertrag abgleichen, dann solltet Ihr in den meisten Fällen auch ans Ziel kommen. CarPlay ist also in diesem Fall tatsächlich eine praktische Einrichtung für jeden Tag.

3 thoughts on “DAB+ Alternative Internetradio nachrüsten im Auto mit CarPlay

  1. Habe die Kombination in meinem Auto laufen. Es ist die beste Möglichkeit überhaupt, alle weltweit verfügbaren Sender in bester Qualität ins Auto zu bringen. Es wird mit mindestens 128 Kbit/s gestreamt. Daher ist die Qualität mindestens genauso gut wie die des DAB+ Radios (auch aus eigener Erfahrung, da ich vorher ein nachgerüsteten DAB+ Tuner im Auto genutzt habe). Die Abdeckung bei den großen D-Netzen ist schon top, um das System zu nutzen.

    Die radio.de APP ist eigentlich am praktikabelsten. Diese fasst insgesamt 30.000 Sender weltweit in nur einer App zusammen. Diese läuft allerdings leider noch nicht mit dem Vodafone MusicPass. Auf Nachfrage bei Radio.de versicherten mir die Verantwortlichen, dass man bezüglich der Aufnahme in den MusicPass (wird nicht auf Datenvolumen angerechnet) mit Vodafone in Verbindung stehen würde. Leider scheint sich das schon über mehrere Jahre zu ziehen, während es bei StreamOn der Telekom seit längerem ohne Probleme nutzbar ist.

  2. Vielen Dank für diesen sehr konstruktiven Beitrag an das mac&egg Team. ;) Hatte mich zunächst bei der Bestellung meines Wagens geärgert, auf DAB+ verzichtet zu haben. Die von euch vorgeschlagene Lösung ermöglicht es auf sehr elegante Weise, digitales Radio ohne nachträgliche Bastellösung vollumfänglich mit schier unbegrenzten Sendern über das Internet in das Fahrzeug zu integrieren. Hatte zunächst überlegt, DAB vom Originalhersteller nachrüsten zu lassen. Das allerdings ist unbezahlbar. Eine Bastellösung mit DAB Tuner und Fensterantenne kam für mich nicht in Frage. Hatte schon Sorgen ich hätte keinen Empfang mehr, sobald UKW abgeschaltet wird (Abschalttermin wurde schon mehrfach verschoben).

    1. Ja vom Hersteller was nachrüsten lassen ist nie wirklich billig :)

      Hast du die obige Kombination auch am Laufen? Was sind denn Deine Erfahrungen mit der Qualität und welche App nutzt Du am liebsten?

      Danke,
      Stephan

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