Mit der Umstellung aller neuen MacBooks auf USB-C bzw. Thunderbolt 3 Ports, tritt ein überraschend komplexes Problem auf: Wie schließt man Monitore mit Mini-Display-Port an, die mehr als 1920 x 1080 Pixel haben?

Kompatibilität des Apple Thunderbolt 3 (USB-C) auf Thunderbolt 2 Adapters

Mini DisplayPorts hat Apple in allem und jedem verbaut. Die Buchse sieht genauso aus wie die Thunderbolt 1 und 2 Buchse. D.h. viele Jahre alte MacBooks haben diese Steckverbindung, können aber damit nur Grafiksignale ausgeben. Rechner mit Thunderbolt Port können logischerweise alles ausgeben, was Thunderbolt kann, nämlich sämtliche existierenden Datenverbindungen: Grafik, USB, Firewire, Ethernet usw. Thunderbolt ist also eine Sammlung von existierenden Protokollen, was sehr praktisch ist, weil man immer davon ausgehen kann, dass man das, was man benötigt auch anzapfen kann. Nur bei älteren Rechnern muss man genau hinsehen, dort ist die gleich aussehende Buchse nur für die Grafikausgabe geeignet. Etwas verwirrend? Hier kommen die Hintergründe:


Bezeichnungen der Stecker haben (fast) nichts mit der Datenrate zu tun

Diese Idee, alles über ein und den gleichen Stecker laufen zu lassen wird auch bei Thunderbolt 3 fortgeführt. Dazu gibt es einen neuen Stecker, den auch der USB-Standard verwendet, nämlich USB-C. Thunderbolt und USB? Ist das jetzt das gleiche? Hier müssen wir unterscheiden zwischen den Datenraten die wir meinen und den mechanischen Verbindern, die man ja einfach sehen kann.

Also: USB-A, USB-B und USB-C bezeichnen immer nur die mechanischen Verbinder. Eine USB-A Buchse kennt so ziemlich jeder. Das ist diese rechteckige Buchse, bei der man nie weiß wie herum der Stecker gehört. :) Die aktuellste Version dieser Buchsen und Stecker ist nun eben USB-C. Jetzt aber Vorsicht: Damit ist noch nichts über die Geschwindigkeit gesagt, mit der die Daten übertragen werden können. Zwar lassen sich gewisse Rückschlüsse ziehen (die Micro USB 3.0 Versionen sind beispielsweise breiter als die 2.0 Versionen), aber im Prinzip kann auch ein USB-C Kabel nur USB 2.0 Geschwindigkeit unterstützen. Das wird bei billigen Kabeln auch vorkommen, weil man sich ein paar Chips spart. Bestes Beispiel: das Kabel was den neuen MacBooks beiliegt und vom Netzteil zum MacBook führt. Da Apple es nur als Stromkabel sieht unterstützt man den langsamsten Datenmodus, also USB 2.0. Ihr seht also: modernste Stecker, aber altmodische Geschwindigkeit. Als Richtlinie kann man sich merken, dass modernere Stecker immer auch die schnellsten Datenraten unterstützen können, aber noch lange nicht müssen.

USB-A: Buchstabe definiert mechanischer Stecker,
USB 3.1: Ziffern definieren mögliche Datenrate

Auch bei Thunderbolt gibt es die Unterscheidung von Datenrate und mechanischem Verbinder. Allerdings war man hier etwas sparsamer und hat einfach immer Verbinder anderer Standards bemüht: früher die vom Mini DisplayPort, jetzt die von USB-C. Wenn man also sagt “Mein Rechner hat USB-C.” kann man davon ausgehen, dass man alle USB-C Geräte anschließen kann, aber nicht unbedingt Thunderbolt, weil damit ja erstmal nur der mechanische Verbinder gemeint ist. Möchte man präzise sein könnte man auch sagen “Mein Rechner hat USB 3.1 mit 10 Gbit/s.” Das wäre schon besser. Damit wissen wir die maximale Geschwindigkeit und wissen gleichzeitig, dass diese nur mit den USB-C Verbinder möglich ist. Sagt jemand “Mein Rechner hat Thunderbolt 3.” wissen wir es gibt einen USB-C Verbinder und der Rechner unterstützt sowohl Thunderbolt 3 mit 40 GBit/s als auch USB 3.1 mit 10 GBit/s. Es ist also wichtig zu wissen, dass von einem USB-C Port durch die Zusammenlegung mit Thunderbolt und USB keine Rückschlüsse mehr auf die Datenrate gezogen werden oder zwischen USB 3.1 und Thunderbolt 3 unterschieden werden kann. Das ist wichtig, wenn Ihr beispielsweise versucht, den USB-C auf Thunderbolt Adapter am 12″ MacBook anzuschließen. Der mechanische Stecker ist ja wie wir wissen der gleiche, allerdings unterstützt das kleine MacBook nur USB 3.1, und auch das nur mit 5 GBit/s. Von dem Adapter hat man also nichts, denn das Thunderbolt-Protokoll liegt gar nicht an, die mechanische Buchse kann eben nur das ausgeben, was auch anliegt. Kein Thunderbolt auf der USB-C Buchse, kein Thunderbolt über den Adapter. Hier wird es wahrscheinlich in Zukunft noch einige Verwirrung geben, da man bisher gewohnt war, dass Buchse und Stecker, wenn sie denn passen, auch ein passendes Signal liefern.


Wie man an Thunderbolt 3 einen Monitor mit Mini DisplayPort anschließt

Nun aber zum eigentlichen Problem: Nehmen wir an, Ihr habt bisher einen externen Monitor mit einer Auflösung von 2560 x 1440 über eine Mini DisplayPort-Verbindung mit Eurem MacBook verbunden. Dieses kann ein nicht von Apple stammender Monitor sein oder ein älteres 27″ Cinema Display. Jetzt rüstet Ihr auf und kauft ein neues MacBook Pro, dass nur noch Thunderbolt 3 Steckverbinder hat. Jetzt denkt Ihr: “Ist ja kein Problem! Ich habe ja gerade gelernt, dass Thunderbolt alles mögliche unterstützt!” Und holt Euch den von Apple angebotenen Thunderbolt 3 auf Thunderbolt 2 Adapter. Bis hierhin habt Ihr gute Laune, denn Ihr blickt dran lang, habt mitgedacht und schließlich ist es ja nur eine mechanische Adaption an den alten Stecker (und dass die Hälfte der Geschwindigkeit flöten geht interessiert für diesen Anwendungszweck nicht).

Apples Thunderbolt Adapter unterdrückt DisplayPort Signale.

Zu Hause steckt Ihr nun also den Adapter ins neue MacBook Pro, das Cinema Display oder einen anderen Mini-Display-Port-Monitor an und es passiert: nichts. “Ja, aber wie kann das sein? Thunderbolt bietet doch immer alle Protokolle zu jeder Zeit?” Und hier ist jetzt der Zeitpunkt, Euch die Laune zu verderben: Das hat tatsächlich bisher immer gestimmt. Beim von Apple angebotenen Thunderbolt 3 auf Thunderbolt 2 Adapter gilt das leider nicht mehr. Dieser stellt nur noch ein unvollständiges Thunderbolt-Signal bereit, dass auf ein echtes Thunderbolt-Gerät treffen muss. Ein Anschluß des auf das Cinema Display gefolgten Thunderbolt Displays ist also kein Problem. Das löst natürlich nicht die Probleme, die alle Nutzer von Mini-Display-Port-Monitoren mit hoher Auflösung haben.

“Ach egal, ich will, dass es funktioniert, ich hol mir n Thunderbolt 2 auf Mini-Display-Port-Adapter!” kommt Euch jetzt die Idee. Viel Spaß dabei. Diese existieren nämlich nicht. Sie existieren nicht weil ein Kabel mit Mini-Display-Port-Stecker entweder auf eine reine Display-Port-Buchse oder auf eine Thunderbolt-Buchse trifft, die beide ohne Probleme ein Displayport-Signal ausgeben können. Eine Thunderbolt 2 Buchse, die nicht in der Lage ist ein Displayport-Signal auszugeben ist also nach o.g. Definition ein Ding der Unmöglichkeit – Apple hat es trotzdem erfunden.

Kritik Thunderbolt Adapter englisch

Kritik Thunderbolt Adapter

Was also tun? Wir haben mit dem Thunderbolt 3 auf 2 Adapter zwar eine mechanische Verbindung, aber das Ding rückt das passende Signal nicht raus. Wer in der Zwischenzeit mal bei Apple nachsieht, findet tatsächlich auch im Kleingedruckten über den Adapter und Thunderbolt im Allgemeinen, dass der Adapter dieses Signal ganz offiziell nicht unterstützt. Es ist also volle Absicht. Damit wäre auch ein Hinweis auf der Verkaufsseite nett gewesen, denn schließlich bekommt man hier keinen echten Thunderbolt 2 Port sondern einen stark kastrierten. Für den erwähnten Anwendungszweck ist der Adapter also nutzlos.

Thunderbolt 3 auf Thunderbolt 2 Adapter

Was Ihr mit dieser Konstellation immerhin machen könntet, ist ein existierendes Thunderbolt 2 Dock verbinden und dann den Monitor in dessen Ports zu stecken. Kommentare auf Apples amerikanischer Seite legen nahe, dass das klappt, die Auflösung aber nicht über 1080p geht. Wer dabei Dongles vermeiden möchte und gleich ein Thunderbolt 3 auf Thunderbolt 2 Kabel erwerben möchte, dem sei gesagt: auch das existiert nicht. Die nächste Möglichkeit wäre ein neues Thunderbolt 3 Dock mit Mini DisplayPort, dass dann wiederum das passende Signal an den Monitor gibt. Beide Lösungen sollten funktionieren, anscheinend ist das Signal nämlich da, es wird nur nicht am Port des Adapters separat bereitgestellt (ob alle Auflösungen klappen, sollte ausprobiert werden). Ironischerweise soll aber der Mini DisplayPort-auf-Dual-DVI-Adpater von Apple für die ganz alten Cinema Display funktionieren. Und zwar direkt am Adapter! Anscheinend stellt Apple nur für Dritthersteller kein Mini DisplayPort Signal bereit. Wenn das jemand zu Hause getestet hat, kommentiert gerne unten Eure Erfahrungen!


Startech bietet einen USB-C auf Mini DisplayPort Adapter an

Gut, Ihr möchtet kein großes Dock, außerdem muss es einigermaßen portabel sein? Wie wäre es also mit einem dieser kleinen USB-C Travel Docks? Zu früh gefreut, keines von denen hat nämlich einen funktionierenden Mini-Display-Port. Wir haben das lange Zeit verfolgt und anscheinend gibt es keinen stabil laufenden Chipsatz, der aus USB-C in Zusammenarbeit mit anderen Ausgängen auf einer Platine ein dauerhaftes Signal ausgibt. Bleiben also wieder nur Adapter, die sich rein um die Grafik kümmern. Es bleiben genau zwei: Zum einen USB-C auf Mini-Display-Port-Adapter. Diese sind auch einigermaßen erschwinglich, steigen aber bei Auflösungen über 1080p aus, was also nicht mal für ein altes 27″ Cinema Display reicht.

StarTech Mini DisplayPort Adapter

Aber grämt Euch nicht, Freunde, wir haben einen Adapter bei StarTech gefunden, der verspricht was wir gesucht haben: Zwar keinen Thunderbolt aber so doch einen USB-C auf Mini-Display-Port Dongle mit einer Auflösung bis zu 3840 x 2160 Pixeln. Kostenpunkt: knapp 90 Euro. VGA, DVI und HDMI gibts noch obendrauf. Nachteil wahrscheinlich hier: ein Thunderbolt Display dürfte daran nicht laufen, denn dieses benötigt einen vollständigen Thunderbolt Port. :D


Apples Thunderbolt 3 auf Thunderbolt 2 Adapter stellt im Prinzip keinen Thunderboltanschluß bereit

Um das Thema abzuschließen: Apples Thunderbolt Adapter funktioniert auch nicht mit daran angeschlossenen Adaptern, die das Grafiksignal benötigen. Wer also auf die Idee kommt seinen Mini DisplayPort auf HDMI-Adapter oder -VGA Adapter weiter benutzen zu können ist auch gekniffen. Zudem: auch die Verbindung zweier Macs mit Thunderboltkabel zwecks Datenmigration scheint auch nicht zu klappen, und dieses wäre ja zumindest eine reine Datenverbindung. Und: Geräte, die Ihren Strom über den Thunderbolt Port ziehen (was einige Watt sein dürfen, beispielsweise bei externen 2,5″ Festplatten oder SSDs), funktionieren auch nicht. Zudem gibt es teilweise Probleme bei Devices in einer Daisy Chain (die also einfach hintereinandergehängt sind). In Kürze: Die Anwendungszwecke für diesen Adapter wollen ausprobiert sein und es sei nochmals darauf hingewiesen: die bereitgestellte Thunderbolt 2 Buchse ist in Ihren Funktionen sehr stark eingeschränkt und sollte normalerweise gar nicht Thunderbolt heissen, da von allen definierten Eigenschaften alles bis auf die reine Datenübertragungsmöglichkeit für ein Gerät zu fehlen scheint.

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