Wir testen für Euch das Topmodell von Gigasets neuer GO-Reihe, den Telefonen für Voip-Telefonie an IP-Anschlüssen.
Hardware
Das Handteil hat um das Display herum schwarz glänzenden Kunststoff. Auf der Rückseite wurde inzwischen davon Abstand genommen, was der alltäglichen Nutzung sehr entgegen kommt, waren doch die glänzenden Modelle auf der Rückseite sehr schnell verkratzt, weil sie ständig auf dem Tisch abgelegt werden.
Den Druckpunkt der Tasten kann man als knackig beschreiben. Die Tasten selbst sind aus hartem Kunststoff, der Druckpunkt selbst etwas gefedert, aber wie gesagt knackig. Toll: für die Gesprächslautstärke gibt es an der Seite extra einen Lauter/Leiser-Schalter. Ebenso für Klingelprofile und Anrufbeantworterzugriff. Die Gesprächsqualität ist gut, ebenso der eingebaute Lautsprecher. Das Gerät lässt sich dabei auch senktrecht aufstellen, ohne dass es zu wackelig ist und besitzt eine 2,5 mm Buchse fürs Headset. An der Unterseite findet sich ein Micro-USB-Port.
Die Basis hält sich designtechnisch zurück. Mattschwarz mit einem blau leuchtenden Knopf passt sie überall hin. Die Besonderheit der Gigaset GO-Box 100: Sie bietet nicht nur den zukünftigen Ethernetport für die Voip-Telefonie, sondern zusätzlich einen Eingang für eine analoge Telefonleitung. Damit sie sowohl für die demnächst überwiegend geschalteten IP-Anschlüsse tauglich, als auch für die weiterhin bestehenden analogen Anschlüsse. Auch für Nutzer, die aktuell noch einen analogen Anschluss haben aber demnächst Internet dazubuchen möchten und dann zwangsweise auf einen IP-Anschluss umgestellt werden ist das Set somit eine gute Lösung, da es beide Möglichkeiten beherrscht.
Kleiner Hinweis zum vollständigen Reset: der ist nicht über die Weboberfläche möglich, sondern nur mit: Stecker raus, Button halten, Stecker wieder rein, den Button weiter halten bis er blinkt, fertig. Nur so ist es beispielsweise möglich alle angemeldeten Mobilteile zu löschen.
Funktionen
Die Basis ist der Kern des Systems und bietet umfangreiche Funktionen, die jedoch übersichtlich gestaltet und recht einfach einzurichten sind. Für die Konfiguration des eigenen Voip-Providers (wir haben es mit sipgate getestet) steht bei der Ersteinrichtung ein Assistent bereit. Dieser fragt den Standort ab und listet dann alle verfügbaren Anbieter auf. Seine Zugansdaten sollte man selbstverständlich zur Hand haben. Für die schnelle Einrichtung liegt dem Gerät ein Zettel bei, der auflistet bei welchem Anbieter welche Felder ausgefüllt werden müssen, da es dabei keinen einheitlichen Standard gibt. Bei uns hat es jedoch direkt beim ersten Mal geklappt.
Steht erstmal die Verbindung zum Voip-Provider kann man sich mit der Feinkonfiguartion beschäftigen. So kann man sich aussuchen, welchem Mobilteil welche Rufnummer zugeordnet wird, welche Leitung zum Wählen verwendet soll oder welche Anrufbeantworterfunktion bevorzugt wird. Die analoge Leitung wird gleichrangig behandelt und nahtlos in die Einstellungen eingebunden. Die unterstützen Spachcodecs sind auf der Höhe der Zeit und bietet damit auch HD-Audioqualität.
Beim Mobilteil sind uns neben den Direktwahltasten für wichtige Funktionen zwei weitere Dinge sehr positiv aufgefallen: Zum einen unterstützt das Mobilteil Bluetooth, so dass man es schnell mit Kontakten bespielen (Einschränkungen siehe unten) oder mit einem Headset koppeln kann.
Die zweite sehr praktische Funktion ist das Babyphone. Besorgte Eltern können das Gerät im Raum es Nachwuchses lassen und das Handset wählt bei Geräuschen selbsttätig eine voreingestellte Rufnummer, so dass man schnell hören was los ist. Die Empfindlichkeit ist dabei einstellbar.
Kritik
Bei neuer Technik geht man davon aus, dass man bei neuen Versionen auch einen Fortschritt feststellt. Bei Festnetztelefonen ist das natürlich ein zweischneidiges Schwert: schon seit Jahrzehnten auf dem Markt war wohl alles schon einmal da. Die wesentlichste Änderung in letzter Zeit ist die Umstellung auf IP-Telefonie. Dieses hat Gigaset mit der neuen Basis sehr gut umsetzt.
Das Handset ist allerdings durchwachsen: Das Display ist das gleiche blickwinkelabhängige Display mit durchschnittlicher Auflösung, das schon seit Generationen verbaut wird – und schlechter ist als das eines Jahre alten Nokia Handys. Man bekommt den Eindruck, dass alte Hardware einfach immer nur in neue Formen gegossen wird. Absolut unverständlich: Komm ein Anruf rein, schaltet das Display nach dem dritten Klingeln schon auf halbe Helligkeit, das Ablesen wird unnötig erschwert.
Ebenfalls fragwürdig: Das Angebot Internetdienste auf diesem kleinen Display zu nutzen. Wenn ich die Wahl zwischen iMac, MacBook, iPad und iPhone habe, komme ich nicht mal ansatzweise auf die Idee diese Dienste zu wollen. Es wäre sinnvoller gewesen, die Entwicklung auf eine verbesserte Nutzbarkeit und Lesbarkeit zu legen. Für technikaffine Menschen sind die umfangreichen Funktionen kein Problem, wer aber einfach nur ein simples Telefon sucht, für den ist das Menü vielleicht schon zu komplex.
Schade zudem: die orange Hintergrundbeleuchtung der silbernen Tasten ist macht die Lesbarkeit der Beschriftung in durchschnittlich hellen Umgebungen fast unmöglich. Außerdem seltsam ist der breit ausgeführte Adapter der Basis. Der Sinn hat sich nicht erschlossen, vielleicht soll es ein proprietärer Anschluss sein, um andere Netzteile von der Nutzung auszuschließen.
Erwartet und leider auch so eingetreten: Das schlechte Abschneiden der QuickSync Software für den Mac. Mit dieser kann man sein OS X Adressbuch mit dem Handteil synchronisieren. Das mag auch für wenige Kontakte klappen, die nicht in Listen organisiert sind. Die Software bietet zwar die Option, nur die ausgewählten Listen zu überspielen, aber das klappe bei uns nicht. Hinterher waren entweder zu viele, zu wenige oder schlicht die falschen Kontakte auf dem Telefon. Hier muss Gigaset nochmal nachlegen. Für die Ersteinreichtung zum Überspielen von ein paar Nummern wird es jedoch reichen.
Fazit
Für die vollständige Nutzung eines IP-Anschlusses mit seinen ganzen Möglichkeit und verschiedenen Proviern ist das Gigaset S850H mit der Basis GO-Box 100 sehr gut geeignet. Der Einrichtungsassistent ist gut, die Unterstützung von Anbietern umfangreich und die Box läuft stabil. Dass dabei sogar noch eine analoge Leitung unterstützt wird ist vorbildlich.
Das Handteil macht seine Sache auch gut: gute Tonqualität und verschiedenste Funktionen bieten für jeden Anwendungszweck etwas. Die genannten Kritikpunkte sind Kleinigkeiten, deren Beseitigung wir in der Evolution des Gerätes einfach erwartet haben, sind aber bei der Usability kein Deal-Breaker, von der Mac-Software mal abgesehen.
Das stabile Zusammenspiel beider Teile und die Möglichkeit des Softwareupdates der Basis lassen das Angebot zu einem fairen Preis zu einer guten Wahl werden. Wer weniger Funktionen als die des Topmodells braucht, kann sich auch bei den kleineren Reihen der Gigaset GO-Reihe umsehen, die hervorragende Basis ist immer gleich.
Für alle die schon viele Mobilteile haben und nur auf IP-Telefonie aufrüsten möchten, können die Basis etwas günstiger auch separat erwerben. Unterm Strich hat Gigaset bei diesem Set viel richtig gemacht und man kann diese Kombination an jedem IP-Anschluss bedenkenlos einsetzen.
Bei Amazon kaufen: Gigaset S850A GO Gigaset GO-Box 100