Alte iPhones gibt es wie Sand am Meer. Zudem ist die analoge Telefonie abgeschafft und alles läuft über Voice-over-IP, also die digitale Kommunikation übers Internet. Wie wäre es wenn man diese beiden Umstände zusammen bringt?
Nichts leichter als das: Dafür sind nur ein iPhone und eine entsprechende App nötig. Schon hängt sich das Apple Smartphone zu Hause ins WLAN und steht zum Telefonieren bereit. Das hat gleich mehrere Vorteile:
Zum einen ist es nachhaltig, weil das Gerät nicht im Müll landet. Dafür sind selbst gebrauchte iPhone ja meist viel zu schade.
Zweitens ersetzen sie neue Voip-Telefone, die meist nur aus Plastik und gummiartigen Tasten bestehen und dazu ein kleines Display haben. Wieso nicht das in die Jahre gekommene iPhone nutzen, das technisch allen Festnetztelefonen immer noch Jahre voraus ist – und das nicht nur von der Materialqualität sondern auch den technischen Daten?
Drittens ist es praktisch, dass sich das interne Telefonbuch über die iCloud aktualisieren lässt. Wer einmal versucht hat seine Kontakte auf ein Gigaset zu übertragen, weiß wovon ich rede.
Was ich versuche deutlich zu machen ist: ein altes iPhone stellt aufgrund der technischen Basis und der iCloud Vernetzung sowie der Verarbeitungsqualität selbst in einer alten Version sämtliche neuen Voip-Telefone in den Schatten.
iPhone als Voip-Telefon weiterbenutzen.
Dazu nötig ist nur eine Voip-App, die sich mit den passendem SIP-Daten mit Eurem Telefonanbieter verbindet. Das klingt alles komplizierter als es ist. Wie bei eMails gibt es auch bei der Voip-Telefonie eine ID, ein Passwort und, wenn die App nicht schon eine vorkonfigurierte Liste von Diensteanbietern hat, einen Server oder Registrar. Das ganze könnte also so aussehen: 12233444, 485EEFE33, sipgate.de. Name, Passwort, Server. Nichts, worüber man sich den Kopf zerbrechen müsste. Habt Ihr einen DSL-Tarif mit einer Telefonieflatrate, könnt Ihr diese Daten bei Eurem Anbieter erfragen.
Etwas schwieriger ist das die Wahl der passenden App. In Zeiten eines Nokia E51 war der SIP Client fest im Betriebssystem verwurzelt, heutzutage brauchen wir ne extra App. Wir haben zwei getestet: Einmal Zoiper und einmal Media5. Beide haben wir mit einem kostenosen sipgate basic Account verbunden. Fazit: Beide funktionieren anstandslos. Für Blinde bietet sich das kostenpflichtige Bria an, das vollständig Voiceover unterstützt. Die Unterschiede liegen im Detail:
Wenn z.B. ein Anruf eingeht, so klingeln beide Apps lange genug, jedoch zeigt nur Zoiper dauerhaft eine Benachrichtigung an (wenn das Gerät entsperrt ist). Dafür klingt die App selbst auf der lautesten Stufe etwas leiser als Media5. Media5 ist dafür etwas günstiger, was die In-App-Käufe angeht: so kann man Komfortmerkmale wie Anklopfen für einen Euro dazu kaufen, den G.722 Codec für sechs Euro.
Was dieser Codec ist und was das soll fragt Ihr? Nun, bisher wurde die Sprachtelefonie im G.711 Codec abgewickelt: Funktioniert überall und klingt wie ein Telefon eben klingt. Heutzutage wird langsam auf G.722 umgestellt, das eine wesentlich bessere Sprachqualität unterstützt als der alte Codec, und auch genauso viel Bandbreite verbraucht. Allerdings unterstützen noch nicht alle Anbieter diesen Codec (sipgate beispielsweise auch noch nicht), so dass bisher noch nicht jeder in den Genuß der HD Sprachqualität kommt. Immerhin kann man diese technische Weiterentwicklung aber bei den Apps später zukaufen. Was diese allerdings jetzt schon anbieten ist der G.729 Codec, welcher recht teuer angeboten wird. Dieser verfolgt ein anderes Ziel: die Sprachqualität ist ungefähr die gleiche wie beim alten G.711, allerdings komprimiert er besser und gibt sich mit der Hälfte der Bandbreite zufrieden. Allerdings ist das, sofern man sich in einem WLAN befindet, in der heutigen Zeit irrelevant. Die Ausgabe für diesen Codec könnt Ihr Euch also in den meisten Fällen einfach sparen.
Worauf es noch zu achten gilt, was aber für die angedachte Nutzung des iPhones als stationären Haustelefons nicht hinderlich ist, ist der Fakt, dass Ihr ein Dock für das Smartphone haben solltet. Damit das iPhone Voip-Anrufe immer empfangen kann, ist das WLAN immer an. Und das frisst Strom. Dafür weiß man allerdigns, dass das Telefon immer am richtigen Platz steht. ;) Weiterhin hat diese technische Vereinfachung noch einen Vorteil: Übersetzer, die von Internet auf eine altmodische Telefonleitung übersetzen, wie es beispielsweise eine Fritzbox tut, sind komplett überflüssig. Ihr benötigt nur noch einen WLAN Router.