Apple liefert schon seit einiger Zeit mit allen iMacs eine aktualisierte Tastatur aus: das Magic Keyboard. Dieses kostet separat inzwischen über 100 Euro und wir haben uns mal angesehen, ob es den Preis wert ist.
Um es direkt vorweg zu nehmen: ist es nicht. Wer also noch ein altes Bluetooth Keyoard zu Hause hat oder die (immer noch unverändert) angebotene Variante mit Ziffernblock hat, der kann getrost dabei bleiben. Und hat wahrscheinlich noch den besseren Deal gemacht. Aber der Reihe nach.
Schönes Design, schnelle Kopplung mit dem Mac, angenehmes Tippgefühl
Wir haben das Keyboard bei Amazaon für etwas unter 110 Euro erworben. Die Verpackung ist schick, klein und so wie man es von Apple gewohnt ist. Im Lieferumfang enthalten ist auch ein kleines Lightningkabel, mit dem man die Tastatur auflädt und beim ersten Verwenden auch mit dem Mac verbinden soll. Wir haben es auf dem “altmodischen” Weg versucht und die Tastatur einfach eingeschaltet. Danach konnte sie direkt in den Bluetooth Systemeinstellungen hinzugefügt werden. Das klappte allerdings nur ein paar Neustarts lang. Danach verlor der Mac die Verbindung wieder. Das Lightningkabel ist also angeraten. Bis hierhin also alles so wie von Apple gewohnt.
Auch gefällt uns das Design sehr gut. Es geht in Richtung des neuen MacBooks und ist eher flach gehalten. Viele wünschen sich ja ein hinten ansteigendes Keyboard, das ist jedoch eigentlich unergonomisch. Daher ist die flachere Bauweise nun sehr angehnem. Auch die leicht größeren Tasten mit dem minimalen Hub sind kein Problem. Apple hat es geschafft mehr Hub als beim MacBook einzubauen, dessen Tippgefühl eher völlig neu ist und dennoch die Tasten etwas flacher zu gestalten. Man bekommt so immer noch genug Bewegungsweg, wenn man einen Buchstaben drückt. Das Tippgefühl etwas flacher als gewohnt, aber dennoch sehr angenehm.
Das Gehäuse ist nach wie vor aus Aluminium und liegt mit der völlig flachen Unterseite gut auf dem Tisch. Der Ein-/Ausschalter ist eine kleine, echte Version der Einstellungsbuttons in iOS und neben dem Lightningport auf der Rückseite gibt es noch einen Schlitz, der die Antennensignale durch das Metall hindurchlässt. Vielfach wird ja im Netz diskutiert, ob die Tastatur wegen ihres geringen Gewichtes vielleicht nur aus Kunststoff besteht, das ist aber nicht der Fall. Der graue Rahmen ist immer noch aus Metall.
Unbrauchbare Navigationstasten, lautes Tippgeräusch, billiger Eindruck
Zum Tastenlayout: Apple hat es sich anscheinend vorgenommen, die Tastatur möglichst einheitlich aussehen zu lassen und hat daher die erste Reihe mit den Funktionstasten genauso groß gemacht wie alle übrigen. Und warum auch nicht: es sieht nett aus und die Bedienung geht auch leichter von der Hand. Allerdings – und jetzt kommen wir zum negativen Teil – hat Apple das auch in der untersten Reihe gemacht, die mit den Befehls- und Optionstasten und der Leertaste. Dieses stellt man erst fest, wenn man direkt von einem alten Modell umsteigt: man tippt erstmal auf der Kante der Leertaste herum, weil diese eben einige Millimeter dünner geworden ist. Daran gewöhnt man sich jedoch relativ schnell.
Viel schlimmer ist die Situation für Personen, die gerne die Pfeiltasten benutzen. Da Apple seit jeher die Pfeiltasten für hoch und runter halb so groß macht wie eine normale Taste, fallen diese beim Magic Keyboard durch das verkleinern der untersten Tastenreiche noch winziger aus. Zusammen mit der verringerten Höhe kann man die Vertiefung zwischen den Tasten kaum mehr ertasten und sie somit unterscheiden. Erschwerend kommt hinzu, dass die Links/Rechstasten auf normale Größe gewachsen sind, so dass kein tastenfreier Raum mehr um das Navigations-T existiert, das man ertasten könnte. Und das nervt gewaltig. Wer gerne mal die Tastenkombination Shift und Pfeil hoch oder runter benutzt um Text zu markieren, wird an dieser Tastatur verzweifeln.
Dass Apple gerne mal Standards über Bord wirft ist ja bekannt. Allerdings kommen sie dann auch knallhart mit einer neuen Lösung um die Ecke, die üblicherweise besser ist als der alte Ansatz. Das ist hier bei den Navigationstasten leider nicht der Fall. Uns fielen spontan zwei Lösungen ein, die Apple besser umgesetzt hätte, wenn sie schon den kleinen zur Verfügnung stehenden Raum auf neue, innovative Art hätten nutzen wollen. Die aktuelle Lösung ist so unbrauchbar.
Weiterhin war es bei unserem Modell der Fall, dass die Hochstelltaste nur mit mit kräftigem Druck zur Mitarbeit überredet werden konnte. Viele sagen jetzt: die braucht man doch eh nicht. Als Gegenargument möchten wir da den hohen Preis der Tastatur nennen und zweitens das tolle Programm “Seil”, das wir Euch hier schon vorgestellt haben. Wer die Mächtigkeit dieses kleinen Helferleins erkannt hat, besteht sogar auf einer Caps-Lock-Taste! :)
Ein Produkt, das die hohe Qualität im Design in der alltäglichen Nutzung nicht erfüllen kann.
Und was gibts noch zu meckern? Die Lautstärke der Tastatur. Die einzig einigermaßen leise Taste scheint Backspace zu sein. Alle andern klappern munter vor sich hin und sind auch im Anschlagsgeräusch einfach laut. Vergleichen mit einer alten Version hören sich die neuen Tasten einfach ungedämpft und billig an – und selbst die alten waren ja teilweise nicth die leisesten. Am nervigsten dabei: der harte, unsympatische Anschlag der Tasten klingen alle unterschiedlich. Manche billig, andere klappern und auch die Tonhöhe der Geräusche ändert sich. Anscheinend führt die interne Kunststoffkonstruktion dazu, dass die Anschlagsgeräusche einen schönen Resonanzraum finden. Überraschend ist, dass die Rezensionen auf Apples eigener Website dementsprechend ausfallen. Es ist ja schon fast absurd, dass Apple es nicht geschafft hat den hervorragenden Qualitätseindruck der MacBook Tastatur auf das Magic Keyboard zu übertragen. Aber vielleicht waren die Ingenieure bei so einem simplen Produkt auch einfach nur gelangweilt.
Auch schade: die Symbole der Tasten hat Apple in der ersten Reihe nun hohl gestaltet, ebenfalls sind sämtliche Beschriftungen in einem helleren grau ausgeführt, was die Lesbarkeit in dunkleren Umgebungen stark verschlechtert.
Um mal das Urteil eines Freund zu zitieren, der die Tastatur in der Hand hatte und dann kurz ausprobiert hatte: “Gewollt und nicht gekonnt”. Wir würden nicht so weit gehen, müssen allerdings bestätigen, dass dieses ein Apple Produkt ist, was uns eher enttäuscht. Normalerweise betont Apple immer die hohe und präzise Fertigungsqualität und die daraus resultierenden Vorteile. Man lässt sich vom Design eines Apple Produktes verzaubern und die Funktion kann dann normalerweise einfach mithalten. Im Falle des Magic Keyboards fällt einem jedoch sofort eine Diskrepanz auf.
Fazit: “Geht so.”
Das iPhone wird auf den tausendstel Millimeter gefräst, die AirPort Extreme ist ein massiver Block und der iMac wird zusammengeklebt. Alles macht den Eindruck einer sehr soliden Fertigungsweise, aber wenn ich an meinem 2000 Euro Rechner sitze, ist das Teil, den ich anfassen muss, eine durchschnittlich ausgeführte Ansammlung von lauten, hellgrau beschrifteten Tasten? Es ist ja bekannt, dass Apple keine mechanischen Bauteile wie Lüfter, Festplatten, Stummschalttaster etc. mag (oder kann), aber diese Tastatur müsste nochmal in die Revision.
Und das ist eigentlich schade: Das Tastengefühl ist sehr angenehm, die schnelle Kopplung mit dem beiligenden Kabel praktisch ebenso wie der eingebaute Akku (der zwar oft kritisiert wird, wahrscheinlich jedoch drei Macs überleben wird) und das schöne schlichte Design. Das Tippgeräusch macht aber den ganzen tollen Eindruck wieder zunichte und führt dazu, dass die Tastatur als billig wahrgenommen wird. Als Teil, das man bei der täglichen Arbeiten mit dem iMac ständig anfasst umso schlimmer.
Unser Fazit daher: Wenn sie dem iMac beiliegt, nehmt sie mit. Habt ihr bereits eine alte Tastatur, haltet sie in Ehren. Sie sind leiser und bringt funktionsfähige Navigationstasten mit. Hätte Apple es mit dieser Revisions ernst gemeint, wären die Tasten nahezu lautlos gewesen und die Navigationstasten hätten eine radikal neue Aufteilung erfahren, damit sie zumindest in dem zur Verfügung stehenden Platz noch eindeutig zu erkennen und zu bedienen gewesen wären.
Unterm Stich also so eine Art gutaussehende Verschlimmbesserung. Und solange das so ist brauchen wir mit den Wünschen einer kabellosen Variante mit Ziffernblock oder der ersehnten Hintergrundbeleuchtung wohl gar nicht erst anfangen…
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