Die o2 Box nervt? Euer Telekom Speedport bietet Euch nicht genug Funktionen? Ihr wollt Euren eigenen Router wie die Airport Extreme ins Netz bringen? Was ihr zuallererst braucht, ist ein VDSL2 Modem. Wir haben Euch aktuelle Modelle zusammengestellt.
Wichtig bei der Auswahl sind neben dem Preis, der Zukunftssicherheit hinsichtlich der DSL-Geschwindigkeit bis 200MBit incl. Vectoring (für schnelle Leitungen ab 100MBit) auch die Möglichkeit virtuelle LANs aufzuspannen, sogenannte VLANs. Diese sind für Telekomkunden wichtig. Der Hintergrund: Die Telekom stellt eine einzige Internetleitung bereit und in diese laufen alle Internetdatenpakete für Telefonie, Fernsehen und das eigentliche Internet durcheinander. Um sie auseinanderzuhalten kriegen sie eine Nummer und werden so in ein virtuelles Netzwerk gesteckt. Alle zum Surfen nötigen Pakete bekommen ein VLAN mit der Nummer 7. Hat das Modem diese Option nicht, kann es nicht an einem Telekomanschluss genutzt werden – außer der dahinter liegende Router hat diese Funktion und übernimmt die Aufgabe bevor er die Daten zum Modem gibt.
VLAN7 für die Telekom – und die anderen?
Vielleicht taucht jetzt die Frage auf, wie es denn mit Resale-Anschlüssen der Telekom aussieht, also VDSL-Anschlüssen, die von der Telekom technisch gestellt, aber von anderen Anbietern, wie z.B. o2 verkauft werden. Unsere Erfahrung: an einigen o2 Anschlüssen funktionierten alle Modems ohne VLAN. Ausprobieren ist dennoch ratsam, es war nur eine Stichprobe und könnte auch vertragsabhängig sein!
Vodafone und easybell-Kunden ergeht es wie Telekom-Kunden: kein Modem mit VLAN-Fähigkeit, kein Internet. Wer andere Erfahrungen hat oder bei anderen Providern ist, möge diese gerne mit uns teilen!
Jippie, endlich frei! Oder doch nicht?
Bei allen Modems ist folgendes zu beachten: einige Provider haben Routerzwang, so auch o2. D.h. wenn man alle Funktionen nutzen möchte, die ein Provider bietet, so ist man auf die Geräte angewiesen, die der Provider bereitstellt. So funktioniert z.B. Voice-over-IP nicht, weil o2 die SIP-Daten nicht herausrückt. Die Internetzugangsdaten werden aber frei heraus gegeben, so dass einem alternativen Modem und Router nichts im Wege steht, wenn man auf Voip verzichten kann. Bei der Telekom sollten die Daten für beide Dienste frei verfügbar sein. Dennoch sollte man immer vorher beim Provider nachfragen.
Stabiler Klotz: Allnet ALL126AS2
Das ALL126AS2 ist das robusteste Modem im Vergleich. Nicht nur, weil es sehr ausdauernd läuft, sondern auch weil es ein extrem stabiles Gehäuse hat. Wo es bei anderen Herstellern mal klappert ist hier alles sehr verwindungssteif. Hat man das Modem über die Weboberfläche nach Anleitung konfiguriert, läuft es einfach. Es läuft und läuft. Stabil, ohne Mucken – rock solid wie der Amerikaner sagt.
Nachteile: Es ist wirklich groß, teuer (gebraucht allerdings zu vertretbaren Preisen zu haben) und es kann kein Vectoring. Dieses soll mit einem neuen Modell, dem ALL126AS3, nachgereicht werden. Von der Routerfunktion sollte man die Finger lassen, der Chipsatz ist zu langsam und es ist uns nicht wirklich gelungen, es problemlos einzurichten.
Der Preis kommt wohl auch dadurch zustande, weil man mit einem zweiten Mastermodem seine eigene VDSL-Leitung aufspannen kann. Damit zapft man dann keine Providerleitung an, sondern stellt selbst beispielsweise eine private DSL-Leitung von einem Gebäude in ein anderes her. Für diese Funktion bieten andere Hersteller ein separates Gerät an.
Das Allnet ALL126AS2 ist somit ein ideales Gerät um es im Keller anzuschließen und zu vergessen, dass es da ist. Diese Unauffälligkeit ist für Technik ja bekanntlich das größte Kompliment. Dass es im professionellen Bereich angesiedelt ist, sieht man bei der fehlenden VLAN-Fähigkeit: ein mächtiger Router wird im Prinzip vorausgesetzt. Nichts also, um seine Airport Extreme an einem Telekomanschluss zu betreiben.
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Das kleine Schwarze: Zyxel VMG1312-B30A
Das Zyxel VMG1312-B30A ist im freien Handel zu bekommen und wird auch direkt von der Telekom vertrieben. Es kommt im Modem bzw. Bridgemodus (schon mit VLAN7 konfiguriert) und stellt erst auf Nachfrage die eigenen Routerdienste bereit. Dann bietet es aber sehr umfangreiche Konfigurationsmöglichkeiten. Ein Blick in das Handbuch ist dabei unumgänglich, wenn man alles sinnvoll einrichten und nutzen möchte. Zudem funktioniert es nicht nur an VDSL-Anschlüssen, sondern freundet sich auch mit ADSL Ports an. Praktisch also, wenn man noch ADSL nutzt aber plant in nächster Zukunft aufzurüsten.
Das Gerät hat einen integrierten vierfachen 100Mbit Switch, einen USB 2.0 Anschluss und WLAN n mit 300MBit. Wie man sieht, ist alles stark preisoptimiert. Allerdings hat Zyxel an den richtigen Enden gespart: Das Gerät läuft stabil, das WLAN ist nicht brilliant aber ok, man kann seinen Drucker anschließen und sogar einen 3G Surfstick, falls das Internet mal ausfällt.
Von der Philosophie her lebt das Zyxel im jetzt: Zukunftssicherheit ist nicht unbedingt gegeben, bei 100MBit VDSL ist Schluss, Gigabit fehlt und die Rechenleistung ist auch gerade ausreichend. Für Nicht-Heavy User, die nicht viel in Technik investieren wollen gut. Für alle anderen ein solides Modem, das mit der neuesten Firmware sogar Vectoring beherrscht.
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Die weiße Weste: Draytek Vigor 130
Im Gegensatz zu den Zyxel Modellen ist das Vigor kein Modem mit Routerfunktion, sondern ein Router als Modem zurückgestutzt. Da Draytek normalerweise hochwertige Internetzugangslösungen mit Firewalls und VPN-Lösungen anbietet, ist das Modem sozusagen das untere Ende der Fahnenstange. Das merkt man auch beim Chipsatz: Das Vigor 130 verwendet den gleichen Chipsatz wie der explizit als Router vertriebene große Bruder Vigor 2760 und hat somit genügend Rechenleistung.
Daher ist die Verwendung als reines Modem eigentlich viel zu schade, macht es doch auch als Router ausgezeichnete Figur. Eine schlaue Wahl, wenn ihr eine professionelle Minimallösung mit externem Access Point aufbauen wollt. Absolut empfehlenswert.
Es läuft mit aktueller Firmware stabil, unterstützt Vectoring und als einziges Modem in diesem Test sowohl ADSL als auch VDSL mit Vectoring bis 200MBit und bringt dafür sogar einen Gigabit-Port mit. Die umfangreichen Konfigurationsmöglichkeiten bieten zudem auch die gewünschte VLAN Tauglichkeit. Einziger Nachteil: wenn ihr in OS X die Option “Manuelle IP mit DHCP” verwendet, könnt ihr Euch zwar eine IP geben, das Modem rückt aber die DNS Server Eures Internetproviders nicht raus. Also nicht wundern: Entweder DHCP mit automatischer Adressvergabe oder alles manuell.
Wenn ihr also ein neues und langfristig nutzbares Modem sucht um Eure Investion zu rechtfertigen, ist das Euer Modell. Zudem macht es sich in seinem schneeweißen Gehäuse neben der Airport Extreme ganz gut.
Die Grundeinstellungen für einen schnellen Start findet Ihr im Forum.
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Schnäppchen: Zyxel P-870H-53A v2
Vorgänger ders 1312 und nur noch gebraucht zu haben. Als Router nicht unbedingt geeignet, da es teilweise etwas gemütlich sein Arbeit verrichtet. 25MBit Anschlüsse steckt es noch weg, allerdings hängt es sich dabei einmal die Woche auf. Als Modem mit Durchreichfunktion und abgeschaltetem Gehirn allerdings noch gut zu gebrauchen und im Gegensatz zu anderen Modellen aufgrund der geringen Bekanntheit meist ein absolutes Schnäppchen. Kein Vectoring, aber VLAN fähig und bis 100MBit tauglich.
Für das kleine Budget eine gute Lösung, die auch keine anderen Optionen mitbringt. Kein WLAN, auch nur ein langsamer 100MBit Switch, kein USB. Für die gleiche Anwendung geeignet wie das Allnet, nur etwas weniger robust und sehr viel günstiger zu haben, allerdings relativ selten zu finden. Beim Kauf darauf achten, dass man die “53A” Version für Annex B in Deutschland erwirbt.
Gebrauchter Profi: Speedport 300HS
Der Speedport 300HS hat fast schon Kultstatus: Als eines der ersten VDSL Modems der Telekom immer noch gerne verwendet und als ein nacktes VDSL-Modem angesehen. Es ist natürlich auch ein mit Software vollgestopfter Router, bei dem man überlicherweise nur nicht das Webinterface sieht.
Der Speedport unterstützt Geschwindigkeiten bis 50MBit und aufgrund des Alters natürlich auch kein Vectoring. Ebenso müsst ihr Euch um das VLAN-Tagging selber kümmern.
Das Modem ist bedingt empfehlenswert aufgrund des Umstandes, dass es unter einer Altersschwäche leidet: Ein Kondensator trocknet aus und das Modem synchcronisiert nicht mehr. Auf dem Bild der schwarze, sich aufblähende Kondensator nahe am roten Netzteil. Erkennbar wird das Problem an einem mit der Zeit lauter werdenden Fiepen. Wenn ihr löten könnt und wisst worauf ihr Euch einlasst: kein Problem. Andernfalls: bei Gebrauchtgeräten lieber zu den Zyxeln greifen.
Unter dem Radar: Speedlink
Auch von der Sphairon, einer Tochterfirma bzw. -marke von Zyxel gibt es VDSL Modem, dass auf dem technischen Stand des Speedport 300HS sein soll. Wir hatten es leider nicht in der Hand, es soll aber dennoch gute Dienste leisten. Nur als Modem zu verwenden.
Preise sind allerdings häufig jenseits von gut und böse, der Schritt zu einem nagelneuen Vigor 130 ist meist angeraten.
Nicht tauglich: Zyxel P-870M-I3 v2, Zyxel P-8701M
Ersteres wurde wohl meist von einem Kölner Provider eingesetzt, synchcronisiert aber nicht mit Telekomanschlüssen. Obwohl es mit Rücksprache laut eines Telekomtechnikers auf der Liste der unterstützen Geräte steht. Nach weiteren Recherchen lautet unser Rat: Finger weg!
Das P-870M ist kein Modem für unsere Zwecke, wo wir eine Verbindung mit unserem Provider aufbauen möchten. Es ist dafür gedacht mit zwei gleichen Geräten privat Daten mit Hilfe der VDSL-Technik zu verteilen, also beispielsweise von einem Gebäude zum anderen. Die Einwahl zum Internetanbieter ist damit nicht möglich.
Hier also aufpassen! Wenn von Point-to-Point Verbindungen die Rede ist und Master/Slave ist es meist kein Gerät für den Provideranschluss.
Fazit und Empfehlung
Alle Geräte sind inwzischen in einen Alter, wo sie stabil laufen und die Firmware ihre Kinderkrankheiten losgeworden ist, großer Ärger ist also nicht zu erwarten. Ihr habt die größte Auswahl, wenn ihr nicht auf VLAN-Fähigkeiten angewiesen seid. Aber auch VLAN-Nutzer können mit älteren Geräten teilweise schon für 20 Euro an einem VDSL Anschluss weiter surfen.
Das Zyxel ist zudem eine gute Low-Buget-Lösung: für um die 100 Euro Modem, Router und WLAN ist ein gutes Angebot für kleine WGs, die Wert auf ein ausgereiftes Gerät mit wenig Stromverbrauch legen und wo das Geld chronisch knapp ist. Zyxel hat ihr auf den Cent optimiert aber an den richtigen Stellen gespart.
Als Neuanschaffung ist das Draytek die ultimative Wahl: Stabil, schön und bereits am ADSL-Anschluss einzusetzen. Zudem einigermaßen zukunftssicher mit 200MBit VDSL und Vectoring Unterstützung. Im Vergleich zum Zyxel VMG1312-B30A zum annähernd gleichen Preis tauscht man WLAN und USB Anschluss gegen Rechenleistung und Zukunftssicherheit. Weiterhin ist es auch als Router einzusetzen, wenn eine leistungsfähige Minimallösung gesucht wird.
Wer noch zwanzig Euro drauflegt bekommt mit dem DrayTek Vigor 2760 einen sehr mächtigen und stabilen Router. Lest hier warum er unsere erste Empfehlung ist.
Praxiserfahrung and einem ADSL-Anschluss mit einem alten Buffalo WHR-HP-54g Router: Wird dieser zum Access Point degradiert und das Vigor 130 als Router eingerichtet wird aufgrund der höheren Rechenleistung das Surfen gewaltig flotter. Die WLAN Leistung reicht für einen 16MBit Anschluss schließlich immer noch aus. Noch besser wenn ihr einen älteren n-Router habt: Damit könnt ihr die Rechenleistung des Routers nutzen und habt einen Access Point nach n Standard.
Falls ihr Euch für unseren Favoriten entschieden habt, findet ihr die passenden Grundeinstellungen für das Vigor 130 im Forum.
8 thoughts on “Roundup: Übersicht aktueller VDSL2 Modems und Test für die Airport Extreme”
Comments are closed.
Falls es hilft: Ich habe mich hier auch mit dem Thema näher beschäftigt und auch etwas Konfigurationshilfe zusammengetragen.
https://getablogtheysaid.wordpress.com/2013/08/26/apple-airport-vdsl/
Moin,
wo sind die im Titel angekündigten VDSL-Modems? Ich finde hier nur Router, außer vielleicht dem DrayTek Vigor 130, den man auch als reines Modem nutzen kann. Wo findet man denn ein reines VDSL-Modem (keines für ein eigenes DSL-Netzwerk)? Soll der Vigor 130 wirklich die einzige Alternative sein, wenn man keinen Router will, der nachfolgende Geräte beeinträchtigen kann?
Mit freundlichem Gruß
Andreas
Moin Andreas,
auch das Draytek ist im Kern ein ausgewachsener Router, alle genannten lassen sich jedoch immer als reines Modem verwenden und reichen die Daten einfach durch. Sogar der berühmte Speedport hatte die komplette Software für die Routernutzung an Bord, es wurde nur einfach nicht zugänglich gemacht.
Wenn Du also eines der Geräte als reines Modem nutzen möchtest, schalte die ungewünschten Funktionen einfach ab, die Allnetgeräte kommen dann wahrscheinlich als erstes für Dich in Frage, sind allerdings für den Endanwender auf der teureren Seite.
Viele Grüße
Stephan
Eine neue Alternative ist das Speedport Entry 2.
http://www.telekom.com/static/-/277644/2/Speedport+Entry2-si
Von Allnet gibt es ebenfalls zwei neue Modems.
ALL126AS3 (Vectoring, Fast-Ethernet)
http://www.allnet.de/fileadmin/transfer/products/103889.pdf
ALL-BM100VDSL2V (Vectoring, Gigabit-Ethernet)
http://www.allnet.de/fileadmin/transfer/products/120183.pdf
Danke!
Hallo,
ich habe eine VDSL50-Leitung der Telekom sowie Entertain. Mit dem Speedport 724 bin ich nicht zufrieden, da er einerseits eine insuffiziente Lan-Leistung bringt und andererseits nicht recht mit meinen SONOS-Speakern arbeiten.
Jetzt war meine Überlegung, mir ein Vigor 130 zu kaufen und an diesen im Bridge-Mode meine Airport Extreme (aktuelles Modell) als Router anzuschliessen.
Hierzu müßte ich ja ein PPOE-Passtrhrough einstellen und als Vlan 7 taggen. Der 130 hat ja aber nur eine LAN-Buchse. Kann ich den Entertain-Receiver denn dann an die Airport Extreme anschliessen oder brauch ich zwangsläufig ein Gerät, an dem mind. 2 LAN-Ports zur Verfügung stehen, die ich Vlan 7 bzw Vlan 8 Tage?
Als Alternative gäbe es ja noch den 2760, aber wie ist dort die WLAN-Reichweite, zumal ich jetzt beim Speedport eine Airport Express als zusätzlichen Access Point etablieren mußte, da ich nach ca 7m bereits nur noch 4 Mbit/s zu Verfügung, vermutlich durch Stahlbeton.
Danke, Martin
Hallo Martin,
ach ja, die Speedports. :)
Das Vigor 130 ist sehr zuverlässig, auch als Router, als das ich es nutzen würde. Es kann das VLAN Tagging übernehmen, als auch IGMP v3, welches das Protokoll ist, das dafür sorgt die Fernsehpakete den richtigen Geräten zuzuordnen, damit sich nicht das Netz verstopfen. Mit dem Vigor 130 als Router, und der AirPort als Bridge mit IGMP eingeschaltet *könnte* der Entertain Receiver dahinter funktionieren. Ich habs allerdings nicht ausporbiert.
Bessere Lösung: Der Vigor 2760 ohne WLAN. Der kostet nur wenig mehr und hat mehrere LAN Anschlüsse, so dass man Ports für Entertain und den Rest leicht einrichten kann. Auch hier die AirPort nur als Bridge bzw. Access Point nutzen. Klappt wunderbar. Sollen beide Geräte ersetzt werden, geht auch der 2760 mit WLAN, dieser hat zwar nur n-WLAN, das aber sehr gut. Da aber die AirPort eh schon vorhanden ist, machts nicht wirklich Sinn. Also 2760 ohne WLAN als Modem und Router, Entertain Receiver dran, AirPort als Bridge dran, fertig.
Viele Grüße und viel Spaß beim Basteln,
Stephan