Ihr seid der Meinung, dass YouTube schlechte Videoqualität ausliefert, sei es auf Eurem Mac oder iPhone/iPad? Wir haben ähnliche Feststellungen gemacht.

Auf die Suche nach einer etwaigen Ursache haben wir uns gemacht, weil es in letzter Zeit immer wieder vorkam, dass wir in der YouTube App auf dem iPhone die Auflösung hoch stellen wollten, weil das Bild so schlecht war. Allerdings stand sie meist schon auf 720p. Das war ein bißchen verwunderlich, weil es sich um relativ neue und offizielle Uploads von gut produzieren Dokumentationen handelte.

Also haben wir uns auf den Weg gemacht um eine Ursache zu finden. Zuallererst: YouTube/Google möchte mit seiner Marktmacht seinen eigenen Videocodec in den Markt drücken. Die Geschichte ist etwas umfangreicher, wir haben Euch die ganze Situation hier beschrieben. Wenn Ihr das gelesen habt oder schon wißt, dann geht es hier weiter:

Schlechte YouTube Bildqualität in der iOS iPhone/iPad App

Die erste Überlegung bei einem Video in schlechter Qualität war: vielleicht ist das Original ja auch schlecht! Also haben wir zuerst den Gegentest in der offiziellen ARD App gemacht. Und siehe da: die Qualität ist wesentlich besser: keine verwaschenen Details, alles sieht so aus wie 720p aussehen sollte.

Original

YouTube 720p iOS App


Bei der YouTube App haben wir extra nochmal die Stats aufgerufen um auch wirklich sicher zu sein, dass die entsprechende Auflösung ausgewählt war. War sie, und der Unterschied blieb gravierend.

Das brachte uns zum nächsten Test auf dem Mac: Wir haben dort ebenfalls den originalen Stream aus der Mediathek aufgerufen, dann das 720p Video auf YouTube einmal VP9 und einmal AVC codiert sowie zum Gegentest noch einmal das Video in 480p. Und was soll man sagen: man kann zusehen wie die Qualität flöten geht.

Auf dem Mac gibt es einen Workaround für bessere Bildqualität

Schon die bessere Version in VP9 ist deutlich schlechter als das Original. Immerhin ist es so komprimiert, dass es nicht unbedingt auffällt – YouTube kodiert eben bis an die Grenze. Die AVC codierten Variante, die uns auch so nervte, dass wir die Ursache suchten ist aber noch schlechter: das Bild ist matschig, verliert wesentliche Strukturen und bei Bewegungen hat man gerne Klötzchenbildung.

YouTube dreht die Qualität herunter

Wieso das auch auf dem iPhone auffiel? Weil auch dort Videos nur mit AVC codiert ausgeliefert werden (hier nochmal der Hinweis auf den ausführlichen Artikel). Und diese sind eben absichtlich so weit komprimiert, dass es nervt. Google stellt nämlich sowohl dem VP9 Codec als auch dem AVC Codec die gleiche Bandbreite zur Verfügung. Da allerdings der VP9 um die 30% effizienter ist, heißt das in diesem Fall, dass eben mit AVC codierte Videos einfach um 30% schlechter aussehen. Sie sind sogar so schlecht, dass es zu der 480p Variante (Ihr erinnert Euch, Röhrenfernseher?) kaum noch eine Verschlechterung gibt.

Original

YouTube 720p VP9

YouTube 720p AVC/h.264

YouTube 480p AVC/h.264

Klickt auf die Bilder um sie zu vergrößern, dann wird der Unterschied sehr schnell deutlich. Ignoriert die Angabe der Dropped Frames – wir haben immer nur schnell hin und hergespult.

Kurz: Google möchte den VP9 Codec durchdrücken, muss aber auch ältere und auch mobile Geräte mit H.264 bedienen. Und in diese Kategorie fallen eben auch iPhone, iPads und Macs, auf denen Ihr mit Safari surft. Apple unterstützt als neuen, effizienten Codec eben h.265 und nicht VP9. Ihr bekommt also von YouTube absichtlich nur Pixelbrei, weil sich das Unternehmen nicht dem lizenzpflichtigen H.265 Codec anschließen möchte und Apple eben nicht VP9.

Fazit: guckt mobil mehr in Apps der originalen Quellen

Ein Workaround? Auf dem Mac könnt Ihr entweder Chrome oder besser noch Opera nutzen, damit lassen sich die besseren VP9 codierten Videos wiedergeben, auch in höherer Auflösung als 1080p (auch diese Beschränkung ist Absicht von YouTube). Da bis auf die neusten Macs keine Hardwarebeschleunigung für VP9 bieten, geht das allerdings auf die Akkulaufzeit, weil der Rechenaufwand recht hoch ist. Auf mobilen Geräten können wir nur raten, YouTube einfach links liegen zu lassen: sollte eine entsprechende Produktion in einer offiziellen Mediathek App vorhanden sein, so ist die Qualität um Welten besser. Auch der simple Aufruf über den Browser ist machmal schon ausreichend. Ihr müsst nur YouTube umgehen.

Gilt das für alle verfügbaren YouTube Videos? Nein, wir haben noch kein klares Schema finden können. Manche Videos in 50p hatten exzellente Bildqualität, obwohl sie mit AVC codiert waren. Es liegt also schlicht an der Bandbreite. Eventuell setzt Google die Komprimierung auch erst nach und nach ein oder nur vereinzelt zum Test um zu sehen, ob wir es merken. Ihr wisst jetzt jedenfalls bescheid und habt die Auswirkungen zweier sich nicht auf einen Standard verständigter Unternehmen auszubaden: Ein fantastisches iPhone Display mit von YouTube gestreamten Inhalten schlechter Qualität.

Close