Viele haben sich beim HomePod mini daran gewöhnt, dass diese für einfache Aufgaben gut geeignet ist, aber bei komplexeren Anfragen versagt. Wir wollten wissen, was unser HomePod mini in 2022 so kann. Dafür sind wir von seiner üblichen Aufgabenstellung (AirPlay Lautsprecher und HomeKit Geräte schalten) wieder etwas abgewichen und haben mal geguckt ob das eine gute Idee war.
Reine Spracherkennung klappt meist gut, Ausführung ist oft nicht zufriedenstellend
Soviel können wir vorweg nehmen: es kommt drauf an. Kommt Ihr nicht von Sprachsystemen, die sich in letzter Zeit sehr nach vorne entwickelt haben, wie beispielsweise Google, Alexa oder auch die BMW Sprachbedienung in Eurem Fahrzeug, so könnt Ihr mit dem HomePod glücklich werden, wenn Ihr Euch exakt an die Aufgaben haltet, die Apple auch vorgesehen – und wichtig – auch zu Ende gedacht hat. Dazu gehören Smart Home Geräte schalten, einen Timer stellen, eine Erinnerung erstellen. Also relativ simple Aufgaben, die auch in Sätze mit sehr einfacher Grammatik zu verpacken sind. Dabei ist sehr positiv hervorzuheben, dass die Spracherkennung selbst exzellent funktioniert. Selbst in der Küche bei laufender Waschmaschine und gleichzeitigem Abwasch mit dem Rücken zum HomePod funktioniert alles wunderbar. Auch ist die Reaktion auf die Befehle prompt und sinnvoll (so wird unterschieden zwischen “mach ein bißchen lauter” und “mach lauter”). Man kann also erfahren, dass Apple hier sehr gute Arbeit geleistet hat.
Auch der Einsatz als HomeKit Hub läuft meist problemlos. Er dient als Hub für unsere Sicherheitskamera, der die Videos in die iCloud bringt. Überhaupt keine Probleme bisher. Allerdings kennen wir es aus einem anderen Installation, dass es ständig Probleme mit Thread Heizungsthermostaten von Eve gibt: diese werden häufig entweder nicht geschaltet oder es wird mit einer Fehlermeldung abgebrochen und sie wurden dennoch korrekt eingestellt.
Und damit stellt man dann in der Dauernutzung im Alltag fest, dass der HomePod und das zwangsweise zu verwendende Siri nicht da ist, wo es sein sollte: Von Recherchefragen haben wir schon ganz abgesehen, weil einfach nichts sinnvolles dabei raus kommt. Also beschränken wir uns auf die Steuerung. Unser Exemplar wurde am Anfang direkt als AirPlay Lautsprecher degradiert, weil er nicht die Radiosender abspielen wollte, die wir wollten. Dazu gehören nach wie vor zwei: 1Live und Jazz Radio Berlin. Leider klappt das immer noch nicht.
Siri Shortcut Automatisierung für Radiosender nur mit Abo möglich
Sagt man: “Hey Siri, spiele 1Live.” dann spielt der HomePod RBB24 Inforadio. Sagt man “Hey Siri, spiele Jazz Radio.” so bekommt man ABC Jazz Lounge oder das französische Jazz Radio. Der Fehler mit dem RBB Inforadio tritt nicht auf, wenn man die Sprache des HomePod auf Englisch stellt. Hier kann man sogar auf Deutsch “Eins Live” sagen und der HomePod stellt den korrekten Sender ein und antwortet sogar mit “One Live”. Der Workaround für die deutsche Spracheinstellung ist eine Formulierung, der dem HomePod beibringt, dass es sich um einen Radiosender handelt. Sagt mal also “Hey Siri, spiele den Radiosender 1Live.” klappt es problemlos. Bei Jazz Radio besteht allerdings auch damit das Problem weiterhin. Hier könnte man argumentieren, dass zwei Jazz Sender “Jazz Radio” heißen. Dann könnte man aber erwarten, dass “ABC Jazz Lounge” nun überhaupt gar nicht ausgewählt wird. Zudem sollte der HomePod bei zwei gleichartigen Möglichkeiten bei erneuter Anfrage zumindest zwischen beiden Möglichkeiten wechseln. Das passiert aber nicht. Hat er sich einmal für einen Sender entschieden, bleibt er dabei. Auch völlig willkürlich, manchmal nimmt er den richtigen, manchmal nicht.
Wir hoffen sehr auf ein Siri Upgrade.
Überraschend ist auch, dass Jazz Radio von Siri auf dem iPhone immer korrekt ausgewählt wird, wenn der HomePod nicht im Netz ist. Anscheinend erkennt es, dass auch die Jazz Radio App installiert ist. Sobald der HomePod im Netz ist, macht das iPhone die gleichen Fehler. Apple wertet also anscheinend weder die geografische Lage aus (und wählt den deutschen Jazz Sender), noch wird auf die installierten Apps eingegangen. Ebenfalls nicht gelöst: Bei Hey Siri mit iPhone im gleichen Raum (und auch zwei Räume weiter, weil der HomePod so gut hören kann) reagiert mal das eine, mal das andere Gerät. Mal starten auch beide gleichzeitig mit der Musikwiedergabe.
Gut, man könnte sich für einen Sender entscheiden und dann einfach immer sagen “Hey Siri, fortsetzen.” und damit den einmal eingestellten Radiosender weiterdüdeln lassen. Das bringt aber ein anderes Problem mit sich: Der HomePod puffert etwa 60 Sekunden zwischen. D.h. wenn Ihr abends ins Bett geht und den Radiosender um 22 Uhr abschaltet und morgens wieder fortsetzt, dann hört Ihr erstmal eine Minute lang die Nachrichten von gestern Abend. Nach einer Minute des alten Programms springt er dann wieder in die Livewiedergabe. Das ist noch nervender als die fehlerhafte Senderauswahl und schlicht nicht zu gebrauchen.
Aber wie kann man diesen Umstand umgehen? Einmal habt Ihr Glück, wenn Euer Radiosender einen eindeutigen Namen hat oder nicht aus einer Zahlen- und Buchstabenkombination besteht. Wer also NDR Info oder NDR Kultur anfordert wird keine Probleme haben. Wir haben nun daran gedacht, einfach einen Siri Shortcut mit unserem Lieblingsradiosender anzulegen. Kann mal sein, dass was nicht klappt und Apple bietet uns ja die Möglichkeit. Damit läuft mal allerdings in das nächste Problem: Man kann einen Radiosender, der über die Musik App verwaltet und über TuneIn zugeliefert wird, nur einstellen, wenn man ein Apple Musik Abo hat. Das finden wir so mittel. Auch das Anlegen des direkten mp3 Streams ist in Automationen nicht möglich. Ebenso ist es nicht möglich den Livestream von der Musik App auf dem laufenden Mac trotz Freigabe anzuzapfen. Der HomePod will nur aus dem Netz streamen.
Ihr müsst also die Musik App nehmen und ein Abo bezahlen damit auf Eurem HomePod ein bestimmter Radiosender läuft – das ist absurd. Der einzig mögliche Workaround, der uns eingefallen ist ist, in der Home App lange auf den HomePod zu drücken und dann dort über das kleine Musik Icon den gewünschten Radiosender auszusuchen und einzustellen – das klappt auch ohne Abo. Klar, Ihr macht ja die Arbeit auch selbst. Seid zudem nicht verwirrt, dass in der Radioübersicht nur wenige Sender auftauchen. Ihr müsst in die Suche gehen und dort suchen, dann tauchen alle verfügbaren Radiosender auf.
Ihr müsst Euch dem HomePod mini anpassen – oder die Aufgaben beschränken
Interessant ist zudem, dass diese manuelle Auswahl sowie das Setzen eines Timers via Home App auf dem iPhone nur klappt, wenn Euer iPhone im gleichen WLAN wie der HomePod ist. Allerdings kann man die Wiedergabe auch starten und stoppen und einen Wecker stellen, wenn das iPhone in einem fremden WLAN oder gar Mobilfunknetz ist. Etwas inkonsequent. Leider bietet der HomePod auch kein freies Netz für AirPlay wie das Apple TV, so dass man einfach direkt an das Gerät streamen kann. Es ist also immer notwendig im gleichen Netz zu sein.
Das ist auch die einzige Lösung für Spotify: AirPlay. Wenn das WLAN gut ist, klappt das aber zuverlässig. Man kann dann auch den HomePod zum Steuern verwenden. Eine gute Sache um doch noch an seine Spotify Musikschätze zu kommen.
Unterm Strich hat sich leider bestätigt warum der HomePod mini nur als AirPlay Lautsprecher sein Dasein fristet: er kann einfach nicht gewünschte Musik ohne Aufwand wiedergeben wenn kein Apple Musik Abo vorhanden ist. Dass es bei uns nun gerade diese Sender sind, die nicht funktionieren ist Zufall. Habt Ihr Sender, die einwandfrei ausgewählt werden, werdet Ihr auch im Alltag mit dem kleinen HomePod glücklich, gerade auch weil die Spracherkennung und Reaktion sehr gut sind. Warum allerdings bei einer Automation für einen Radiosender ein Abo vorausgesetzt wird ist mehr als fragwürdig. Da möchte man schon manuell die Probleme von Siri selbst mit einem Workaround beheben und soll dafür noch bezahlen.
Der HomePod bleibt uns dennoch erhalten und erfährt, sofern Apple da nicht deutlich nachbessert, das Schicksal, das wir auch bei vielen anderen Nutzern beobachten können und das unser Ausgangspunkt war: er ist HomeKit Hub und dient zur einfachen Smart Home Steuerung. Und auch für die Musikwiedergabe wird er weiterhin genutzt – per AirPlay.
Was soll das “2022” in “HomePod mini 2022” bedeuten? Wann wurde dieser HomePod mini produziert bzw. seit wann gibt es den im Verkauf?
Hallo Alex,
das 2022 bezieht sich auf das Jahr. Wir haben ja gerade 2022. Produziert wurde dieser HomePod mini auch in diesem Jahr (2022). Ebenso stammt auch die Software aus 2022. Das Modell selbst gibt es seit Ende 2020 (damals noch mit Softwareversion 14.1).
Viele Grüße
Stephan